Im Rahmen der Talk-Reihe Binder Grösswang impulse lud die Wirtschaftskanzlei am Dienstag zum Diskussion-Abend in die eigenen Räumlichkeiten der Sterngasse 13. Zentrales Thema war Österreich im digitalen Wandel.
Österreich hat sich sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor ambitionierte Digitalisierungsziele für 2025 gesteckt und will als innovation leader zu den international führenden Staaten zählen. Eine interessante Diskussionsrunde bot den zahlreich erschienen Gästen eine spannende Diskussion, ob und wie diese Ziele erreicht werden und welche Potenziale noch ausgeschöpft werden können.
Binder Grösswang Managing Partner und Kanzleisprecher Michael Kutschera begrüßte dazu Ulrike Huemer (Chief Information Officer (CIO) der Stadt Wien), Patricia Neumann (Country General Manager IBM Austria), Roland Ledinger (Mitglied des BMDW und Geschäftsführer der Plattform Digitales Österreich) und Christopher Miess (Präsident DAAA, Gründer ICONIC Capital, Blockchain Experte). PULS 4 Moderatorin Corinna Milborn führte durch die Diskussion.
„Wien hat sich zum Ziel gesetzt, Digitalisierungshauptstadt in Europa zu werden, dieses Ziel ist sehr ambitioniert, aber wir haben bereits die strategischen und organisatorischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Mit der Digitalen Agenda Wien haben wir eine Digitalisierungsstrategie, die international hohe Anerkennung erhält. Innovative digitale Lösungen, wie „Wien Bot“, „Sags Wien“ oder „Mein. Wien“ werden mit zahlreichen Awards prämiert. Die Richtung und der Weg dürften stimmen!“ gibt sich Ulrike Huemer, Chief Information Officer (CIO) der Stadt Wien optimistisch, angesichts zahlreicher erfolgreicher und international anerkannter innovativer Initiativen.
Auf die Frage, wie sich Österreich im internationalen Vergleich behaupte und welche Aspekte Österreich als Digitalnation stärker in den Fokus rücken würden, gab es insbesondere zwei Hauptkriterien, bei denen sich die Experten zur Gänze einig waren.
Erstens finde Innovation durch Vernetzung statt. Ein stärkeres Miteinander von Forschungseinrichtungen, der Industrie und Verwaltung würde Innovation auch in Österreich noch mehr vorantreiben. In Silos zu denken und zu agieren führe laut Huemer nicht zum erhofften Ergebnis.
Roland Ledinger, Mitglied des BMDW und Geschäftsführer der Plattform Digitales Österreich bestätigt, dass leider noch immer zu viele Forschungsprojekte, ob von der EU gefördert oder durch nationale Gelder, am fehlenden Business Case scheitern, die dann von anderen Nationen außerhalb von Europa aufgenommen und umgesetzt werden.
Er ist auch davon überzeugt, dass der größte Erfolg dann entstehe, wenn Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung gemeinsam an Projekten arbeiten, bei der die öffentliche Hand ihre Aufgabe als aktives Bindungsglied zwischen der Forschung und den Unternehmen wahrnimmt.
Ledinger betont, dass „unsere öffentliche Verwaltung nach wie vor als besonders innovativ gilt, daher ist sie auch ein wichtiger Impulsgeber in der Digitalisierung und schafft zentrale Basiselemente für die digitale Transformation. Die mobile digitale Identität ist eines der Beispiele dafür.“
Mithilfe von Regulatory Sandboxes können Innovationsräume zwischen Industrie, Wissenschaft und Verwaltung geschaffen werden, um Innovation zu fördern. Österreichs KMU Infrastruktur hat gute Voraussetzungen, um im Nischenbereich erfolgreich zu sein.
Und hier liegt die zweite Übereinstimmung aller Gesprächsteilnehmer: Die Chance für Österreich liege in der Nische, denn da habe Österreich bereits jetzt Stärkenfelder, wie beispielsweise im Health Care Bereich. Internationale Vorbilder würden es vorgeben und schaffen Ökosysteme, wo sich Forschung und Industrie mit dem öffentlichen Bereich direkt vor Ort vernetzen können. In Krankenhäusern werden sogenannte health labs installiert, wo Forschung direkt vor Ort stattfindet und umgesetzt und zur Anwendung gebracht werden.