Schwerpunkte der Bankenaufsicht für 2021
FMA und OeNB haben am 05.01.2021 ihre gemeinsamen Schwerpunkte in der Bankenaufsicht für 2021 bekanntgegeben. Die Bankenaufsicht wird im Jahr 2021 den Fokus auf folgende Themen legen:
- Resilienz und Stabilität
- Governance
- Digitalisierung und
- Green Finance/Sustainable Finance
Resilienz und Stabilität
Angesichts der COVID-19 Pandemie und deren nachteilige Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben und die Finanzmärkte steht die Krisenfestigkeit der Banken im besonderen Fokus. Die Aufsicht erwartet für 2021 als Folge des schweren Konjunktureinbruchs einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen und damit höhere Kreditrisikokosten für Banken.
FMA und OeNB wollen diese Themen im Dialog mit den Banken rasch adressieren. Die FMA hat im Rahmen ihrer im Dezember veröffentlichten Publikation „Fakten, Trends und Strategien für 2021“ bekanntgegeben, den bereits 2020 eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen: Aufsichtsrechtliche Flexibilität soll zur Aufrechterhaltung der Finanzierung der Haushalte und Unternehmen genutzt werden, während gleichzeitig (krisenbedingte wie sonstige) Risiken konsequent zu erfassen, analysieren und managen sind.
Bei der Kreditvergabe ist daher sorgfältig und nachhaltig unter Berücksichtigung der EBA-Guidelines on loan origination and monitoring vorzugehen. Die Umsetzung der diesbezüglichen Vorgaben wird von der FMA auch im SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) überprüft werden.
Im Kontext der Krisenfestigkeit des Finanzmarktes soll auch die Abwicklungsfähigkeit der Banken weiter verbessert werden. Die Einhaltung der vorgeschriebenen MREL-Erfordernisse sowie das Thema der Liquidität werden dabei eine zentrale Rolle spielen.
Governance
Die Aufsicht wird beim Thema Governance den Fokus insbesondere auf den Aufsichtsrat legen. Dabei soll die Governancestruktur der Institute über eine engere Kooperation mit dem Aufsichtsrat und Key Function Holder weiter gestärkt werden. Hintergrund ist die Überlegung, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den internen Kontrollinstanzen besondere Bedeutung zukommt.
Die FMA wird dabei prüfen, ob die Governancestrukturen der Banken für Krisen gerüstet sind. Das Business-Continuity-Management und die Notfallpläne sind von den Banken daher entsprechend zu evaluieren und weiter zu detaillieren.
Digitalisierung
Der Trend zur Digitalisierung wurde durch COVID-19 weiter beschleunigt. Die Entwicklung neuer Produkte unter Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz und die Etablierung alternativer Systeme der Kundenberatung und des Vertriebs erfordert einen ganzheitlichen Aufsichtsansatz, der die wechselseitigen Vernetzungen von beaufsichtigten Unternehmen mit Technologieanbietern im Auge behält.
Der Fokus der Bankenaufsicht gilt daher insbesondere der Auswirkung der Digitalisierung auf die Geschäftsmodelle der Banken (wie z.B. FinTechs, DLT, AI) sowie den Cyberrisiken. Gut funktionierende IT-Systeme sind eine wichtige Säule für erfolgreiche Geschäftsmodelle, daher wird auch der Schwerpunkt der Analyse und Überwachung von IT-Risiken und IT-Sicherheit fortgesetzt.
Green Finance/Sustainable Finance
Das Thema Nachhaltigkeit im Finanzmarkt wird als Agendaschwerpunkt weiter fortgeführt. Der Fokus wird sich dabei insbesondere auf den Umgang der Banken mit Nachhaltigkeitsrisiken (wie z.B. Klimarisiken) richten. Bereits im vergangenen Jahr hat die FMA in ihrem Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken einen wesentlichen Beitrag zu einem gemeinsamen Verständnis geleistet.
Die Bankenaufseher haben auch die Entwicklung eines „Klimastresstests“ angekündigt.
Banken haben ihrerseits die (teilweise) Anwendbarkeit der Disclosure- und Taxanomie-Verordnung im Auge zu behalten.
Weitere Schwerpunkte der FMA
Neben diesen von FMA und OeNB gemeinsam bekanntgegebenen Schwerpunkten hat die FMA in ihren im Dezember veröffentlichten Publikation „Fakten, Trends und Strategien für 2021“ insbesondere noch folgende weitere Schwerpunkte hervorgehoben:
- Sicherung der Sauberkeit des Finanzplatzes Österreich: Bedingt durch die COVID-19 Pandemie wurden auf den Finanzmärkten neue illegale Praktiken entwickelt und daher liegt ein Schwerpunkt auf der Vermeidung von Marktmissbrauch, insbesondere auf verbotenem Insiderhandel, Marktmanipulation sowie Virtual Asset Service Providern.
- Weiterentwicklung des kollektiven Verbraucherschutzes: Durch die massive Verunsicherung vieler Kunden von Finanzdienstleistern kann nur durch Sorgfalt und Wohlverhalten der Unternehmen entgegengewirkt werden. Informations- und Transparenzvorgaben sind daher entsprechend klar, fair und nicht irreführend zu erfüllen und rücken noch stärker in den Fokus der Aufsicht.
- Prävention der Geldwäscherei: Nicht erst seit der Veröffentlichung der FinCEN-Papers sind Korrespondenzbankbeziehungen iZm der Prävention der Geldwäscherei (d.h. eine Bank erbringt Zahlungsverkehrs- bzw. Bankdienstleistungen für ein anderes Institut, um Finanztransaktionen weltweit tätigen zu können) reguliert. Die hohe Zahl an grenzüberschreitenden Transaktionen, die von österreichischen Finanzinstituten täglich abgewickelt werden, spiegelt Österreichs exportorientierte Wirtschaft wider und dementsprechend hat die FMA ihren Aufsichts- und Prüfschwerpunkt zur Prävention der Geldwäscherei im Korrespondenzbankgeschäft auf die allgemeinen Anforderungen bei der Aufnahme einer Korrespondenzbankbeziehung, die Prüfung von konkreten Korrespondenzbankbeziehungen sowie die Analyse abgewickelter Einzeltransaktionen gelegt.
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